Goldenes Herz
Von Außen würde es keiner sehen.
Ich bin glücklich verheiratet, habe zwei kleine Kinder,
liebe Freunde und habe immer viel zu tun.
Ich bin ein extrovertierter und aufgeschlossener Mensch und dennoch fühle ich mich oft einsam und allein. Es ist nicht so, das mir langweilig ist.
Auf meinem Tisch liegen unzählige Bücher die ich noch lesen möchte. In meinem Kopf habe ich noch viele Yoga Sets die ich ausprobieren will und auf meiner Freizeit Liste jede Menge Ausflugsziele und dennoch sehne ich mich nach Gemeinschaft, Verbundenheit und Tiefe in Beziehungen.
Ich frage mich warum ich mich so fühle. Ich kenne dieses Gefühl, habe schon viel damit gearbeitet und aufgelöst. Habe die Verbindung zu mir selbst intensiviert und verbinde mich immer wieder mit mir und meiner Seele. Ich habe angefangen aktiv zu werden und neue Verbindungen aufzubauen, bestehende zu intensivieren. Ich habe den Eindruck, es geht vielen so. Vielleicht ist es sogar ein bisschen unser Zeitgeist. Menschen, Familien und auch ich leben für sich in ihren vier Wänden. Sie haben tausend Möglichkeiten und Angebote, zahlreiche Sachen die sie machen wollen und alle zu wenig Zeit. Keine Zeit um Beziehungen zu vertiefen, zu pflegen und sich richtig tief einzulassen. Termine sind getaktet, vieles wird nebenbei gemacht aber nichts mehr richtig. Verbindlichkeit fällt den meisten schwer, es fallen meist Sätze wie mal sehen, ich weiß noch nicht oder entscheiden wir spontan. Wenn man sich dann noch aktiv einbringen soll, hört es ganz auf. Dann doch lieber in den Zoo, wo man einfach nur konsumieren und sich entspannen kann. Mir geht es auch oft so. So viel zu tun so viel Termine und bloß nicht noch was oben drauf.
Das fängt schon bei den Kindern an. Wer nimmt sich heute schon die Zeit die ersten Jahre mit den Kindern zu Hause zu bleiben? Wer nimmt sich die Zeit täglich oder regelmäßig mit ihnen zu spielen und in der Zeit auch voll da zu sein? Nicht am Handy oder in Gedanken bei der Zukunft? Dabei meine ich nicht nur die Eltern, sondern das bekannte Dorf, das es braucht um ein Kind begleiten zu können.
Es geht weiter in Liebesbeziehungen. Es kann ganz schön schwierig sein einen Partner zu finden, der sich wirklich verbindet und nicht im Hinterkopf hat „Naja wenn es die nicht ist dann die Nächst“ Gibt ja genug auf Tinder. Für den oder die das erste Treffen und der erste Kuss etwas ganz besonderes ist und der investiert und bereit ist in die Tiefe zu gehen.
Von unseren Omas und Opas will ich gar nicht anfangen. Es ist zwar im ersten Moment bequem einfach zu konsumieren und überall ein bisschen oberflächliche Kontakte zu haben, die einem gerade in den Kram passen. Doch glücklich macht doch was ganz anderes. Wollen wir uns nicht alle einbringen und in stabilen, sicheren Verbindungen leben? Wollen wir nicht alle uns selbst entfalten und dabei zu einer Gemeinschaft gehören? Ich bin überzeugt, wir brauchen einander. Es heißt oft Kinder brauchen andere Kinder, daher ab in eine Parallelwelt in den Kindergarten und die Eltern in ein anders Paralleluniversum auf die Arbeit. Aber was ist wenn Menschen andere Menschen brauchen. Was wäre wenn wir unsere Welten miteinander verbinden?
Wir kommen aus einer Zeit in der Gemeinschaft Begrenzung bedeutet hat und aus der wir ausgebrochen sind in die Freiheit und jeder sich selbst entfalten wollte. Jetzt ist die Zeit frei und verbunden zugleich sein zu können. Ich bin sicher um sein Potential zu entfalten und sich entwickeln zu können, braucht es gesunde Beziehungen.
Dann müssen wir uns Zeit nehmen, uns einbringen, einlassen auf den anderen. Verbindlich sein. Im Hier und jetzt präsent sein. Unsere Prioritäten würden sich verschieben und wir würden merken wie erfüllend das ist.
Ich träume von einer Gesellschaft, die ihr Herz wieder öffnet und sich Zeit nimmt um zusammen zu sein, Feste zu feiern und Beziehungen zu gestalten.
Aus dieser tiefen Sehnsucht habe ich mich immer wieder für meinen Mann entschieden, mit dem ich schon 18 Jahre zusammen bin. Ich habe mich entschieden, mir Zeit für meine Kinder zu nehmen, mich voll auf sie einzulassen. Ich habe mich entschieden mit meiner Familie und mit meinen Freunden verbindlich zu sein, mich einzubringen und was zu geben. Natürlich bedeutet das auf der anderen Seite auch das wir auf gewisse Dinge verzichten und das es auch an vielen Punkten manchmal herausfordernd oder unbequem ist. Mein Mann und ich waren schon öfter in der Paartherapie und natürlich kommen Themen und Konflikte auf wenn man in die Tiefe geht.
Zitat aus meinem Lied: Paradies:
„Ich sehe Menschen die spielen, lachen und springen, am Kamin wundervolle Lieder singen. Ich sehe ein Esstisch in Fülle gedeckt
Ich sehe Menschen die glauben und vor allem sehe ich eins: glückliche Kinderaugen“