Löwenmama

Du bist bereits eine Löwenmama, oder wirst bald eine werden? Dann richtet sich der Text genau an dich. 
Löwenmütter sind für mich die Mütter, die sich mit allem Einsatz für die bedingungslose Liebe und Verbindung zu ihrem Kind entscheiden. Du liest hier von meiner ganz eigenen, persönlichen Geschichte, welche gleichermaßen als berührend, tragisch, ungerecht und glückselig bezeichnet werden kann 🦁
Ich bin die Mama zweier ganz besonderer Mädchen. 
Schon während der Schwangerschaft spürte ich eine starke Verbindung zu ihnen und ich fühlte sogleich auch, dass alles was folgt, einen völlig anderen Verlauf nehmen würde, als ich es mir wünschte. 
Ich erwartete Zwillinge mit einer sehr seltenen Zwillingsform, sogenannte Mono-Mono Zwillinge.
Das bedeutet unter anderem, dass die Babys sich eine gemeinsame Plazenta teilen. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Schwangerschaft liegt wohl bei sehr wenig Prozent und ist mit erheblichen Risiken behaftet, was meiner Erfahrung auch daran liegt, dass viele Ärzte nicht mit den Eigenarten dieser besonderen Form vertraut sind. 
Es kam zu Komplikationen und meine Kinder kämpften in meinem Bauch um ihr Leben. 
Ich brauchte kein Ctg oder Ultraschall, um zu wissen wo sie liegen, ich wusste in jedem Moment wie es ihnen geht, und das es sich um zwei bezaubernde Mädchen handelt. Ja, ich hatte tatsächlich richtige Eingebungen und sah Bilder.
Es fühlte sich total real an und all die Dinge bewahrheiteten sich auch. Ich war eins mit meinen Kindern und, in Liebe verbunden.

Entgegen der ärztlichen Meinungen schafften wir es immerhin bis in die 30. Schwangerschaftswoche. Meine Löwenmädchen kamen per Kaiserschnitt zur Welt, doch die Liebe wurde von Angst und Schmerz überschattet. Der Eingriff erfolgte in einer kühlen, gefühlslosen Umgebung und sofort trennte man meine Kinder von mir. Reflexartig schützte mein Bewusstsein mich vor dem emotionalen Schmerz und ich unterdrückte meine Gefühle, auch die Verbindung zu meinen Kindern war plötzlich nicht mehr spürbar. 
Gedanklich waren wir eigentlich gut vorbereitet. Mein Mann und ich hatten vereinbart, dass wir in der Liebe bleiben würden, für unsere Kinder. Wir würden für sie da sein, kämpfen, durchhalten, komme was wolle. Doch erst in diesem Moment wurde real, welch riesigen Berg an Gefühlen der Trauer, Hilflosigkeit und Angst wir hierfür erklimmen mussten. Wir hatten uns immer wieder bewusst für die Liebe und alle anderen damit verbunden Gefühle zu entscheiden. Das erforderte Kraft, Mut und unheimlich viel Energie. Es ist mir nich immer gelungen, oft war ich so geschwächt, gebrochen und verzweifelt, dass ich mich in Zustände der Angst und Panik verlor. Vor allem verlor ich damit die Verbindung zu mir und meinen Kindern.
Es folgten aufreibende Wochen auf der Frühchenstation. Dort gab es keinen Raum für die Eltern der Kinder, es waren nicht einmal ausreichend Liegestühle vorhanden. Ich hatte gerade einen Kaiserschnitt hinter mir, doch ich konnte mich nicht schonen, nicht heilen. Wenn ich bei meinen Kindern sein wollte, musste ich das ertragen. Auch psychisch war ich labil, gequält von der Angst und den Schmerzen. Die Schwestern und Ärzte gaben und das Gefühl, unerwünscht zur sein. Sie wollten uns weismachen, dass unsere Kinder ihre Ruhe bräuchten. Außerdem sollten wir nicht die ganze Zeit die Liegestühle belegen. ständig wechselnde Schwestern machten mir meine Verantwortung als Mutter streitig, sie meinten besser zu wissen, was für meine Töchter gut ist. Welches Kind braucht nach der Geburt Ruhe vor seinen Eltern?

Manchmal scheint es leichter die Entscheidungen abzugeben und die Verantwortung den Ärzten und Schwestern zu übertragen. Doch ich habe diese Kinder gesehen, der Preis dafür ist hoch. Leblosigkeit, Panzerung , Erstarrung. Ihre Augen leuchten nicht mehr, ihre Gesichtsfarbe war fahl. Sie wirkten angespannt, bewegten sich kaum. Liebe Eltern, unsere Kinder brauchen unsere Liebe und Aufmerksamkeit immer, egal ob wach, schlafend, lachend oder weinend. Ganz besonders in einer solchen Situation und in dieser frühen Phase ihres Lebens. 
Ich möchte die anderen Mütter hiermit nicht an den Pranger stellen, sondern zur Liebe und zum Fühlen aufrufen. Es sind Mütter die von sich getrennt sind, die den Zugang zu ihrem Schmerz und ihrer Liebe verloren haben. In vielen Fällen haben die Frauen nervenaufreibende Schwangerschaften und einen Kaiserschnitt hinter sich. Sie wurden in ihrer Mitte verletzt, ihr Bauch und ihr Bauchgefühl wurden durchtrennt. Hätte ich mir das Wissen über Bindung, natürliche Geburten usw. nicht im Vorfeld angeeignet, ich hätte meine Instinkte wohl genauso verloren. Mir die Mechanismen und meine Gefühle immer wieder ins Bewusstsein zu holen war hatte Arbeit und ist mir mal mehr mal weniger gelungen. Es müsste eigentlich Aufgabe der Ärzte sein, auch eine psychische Versorgung sicherzustellen und die Eltern beim Aufbau der Bindung zu ihren Kindern zu unterstützen. Aber das gibt unser unmenschliches Kostenmanagement im Gesundheitswesen wohl leider nicht her. 
Gott sei Dank hatte ich viel Unterstützung. Vor allem mein Mann, meine Mutter und mein Bruder haben mir viel Energie und auch mein Vater gab mir viel Kraft die ich dringend brauchte. Durch meine Kenntnisse war mir die enorme Wichtigkeit von Liebe, Nähe und Bindung für Kinder bewusst. Ich hatte den unbedingten Willen, dafür einzustehen. Ich ertrug die Schmerzen, die vielen Verletzungen und auch die Widerstände. Es gab auch einen Teil in mir der aufgeben wollte, die Aufgabe für meine Kinder den Ärzten überlassen wollte. Doch ich wusste um den Preis und so entschied ich mich immer wieder für die Liebe und stellte mich der Verantwortung. 

Wir organisierten uns, sodass den ganzen Tag über jemand von uns auf der Station war. In der Nacht mussten wir jedoch die Station verlassen und ich bereue immer noch sehr hierfür keinen Weg gefunden zu haben. Wir bestanden darauf bei allen Untersuchungen und Behandlungen dabei zu sein, unsere Kinder selbst zu versorgen, sie immer wenn es möglich war auf den Arm zu nehmen. Es wurde aber auch immer wieder eingegriffen. Ständig schickte man uns weg wegen Besprechungen, Visiten und Behandlungen anderer Kinder im Raum. Teilweise wurde uns verboten unsere Kinder auf den Arm zu nehmen. Meine Instinkte gaben mir die Anweisung, meine Kinder zu schützen und gleichzeitig war ich dem Personal ausgeliefert. Das war ein unvorstellbarer Schmerz. 
Nach drei leidvollen Wochen starb meine Erstgeborene Tochter. Sie hatte schon im Bauch einen schweren Herzfehler entwickelt. Der Moment, in dem sie die Erde verlassen hat, war friedlich. Später folgte ein unvorstellbarer Schmerz, tiefe Sehnsucht und Trauer. Am liebsten hätte ich hier dicht gemacht und mich verkrochen. Aber meine zweite Tochter kam ins Leben und sie brauchte mich. Wieder entschied ich mich für die Liebe und die Verbindung zu ihr. Mit all meiner Liebe und mit meinem Schmerz. Ich gewann Sicherheit und Energie und ich setzte mich auf der Station immer häufiger durch. Wir schafften es, wieder entgegen der ärztlichen Meinungen, zu stillen und schon bald konnten wir nach Hause entlassen werden. Die Ärzte waren immer wieder erstaunt darüber wie positiv und problemfrei meine Tochter sich entwickelte. Sie atmete sehr früh alleine, hatte so gut wie keine Sauerstoffabfälle und nahm schnell an Gewicht zu. Ich bin davon überzeugt, dass die spürbare Liebe ihrer Eltern, die körperliche Wärme und Nähe und natürlich auch ihre ganz eigene Lebenskraft dazu geführt haben, dass sie den schweren Start so gut verkraftet hat. 

Zu Hause angekommen lebte ich noch sehr lange symbiotisch mit ihr. Es gab für uns vieles nachzuholen und zu heilen. Ich habe sie lange und oft gestillt, sie stundenlang getragen und so selten wie möglich abgelegt. Sie klebte quasi an mir. Auch sie hatte viele Gefühle, die ihren Raum bekommen wollten, natürlich auch negative. Es ist noch heute manchmal bedrückend ihre Wut und ihr Unwohlsein nicht einfach wegmachen zu können. Stattdessen kann ich sie aber annehmen und verstehen. Wenn ich in Vergleiche und Widerstände gerate, rufe ich mir in Erinnerung, dass unsere Situation besonders ist und das es völlig in Ordnung ist wenn die symbiotisch Phase bei uns länger andauert, als bei anderen. Unser Mantra der ersten Monate lautete: ich liebe dich und ich halte es mit dir aus. 
Ich weiß nun wie wichtig es war in der Verbindung zu bleiben und sie zu vertiefen. Ich kann intuitiv spüren, was meine Tochter braucht. Durch die enge Bindung fällt es mir leicht, meine Energiereserven für sie zu verbrauchen, geduldig zu sein und vor allen Dingen wahrhaftigen, authentischen und lebendigen Kontakt zu meinem Kind zu haben. 
Für sie bedeutet es, sich geliebt, getragen, verstanden, geborgen und angenommen zu fühlen. Es gibt einen sicheren Raum, in dem sie sich frei entfalten kann
Unsere beiden Mädchen sind sehr besonders für uns. Sie wurden im Sternzeichen Löwe geboren und ich nenne sie liebevoll meine Löwenmädchen. Ich entschied mich für das Leben, für meine Kinder und ich ging in meine ganze Kraft. Ich bin eine Löwenmama. 
Meine erste Tochter ist ein Kind der Sonne ☀️ sie schaffte es, dass sich unsere Herzen weit für die Liebe öffneten. Sie berührte so viele Menschen und brachte die Liebe in ihnen zum Vorschein. Sie strahlt für immer in unsere Leben. 
Meine zweite Tochter ist unser Regenbogenkind. Mit ihr kam die Lebendigkeit und Freude in unsere Welt.
Liebe Eltern, liebe Löwenmütter und Löwenväter, ihr seid nicht machtlos! Für eure Kinder seid ihr das Wichtigste! Sie brauchen euren Schutz, eure Liebe, eure Nähe, euer Vertrauen. Gerade in dieser Zeit, geht in die Liebe und wo Liebe ist da ist auch Schmerz. 
In tiefer Liebe zu meinen Kindern Jessi